Sommerzeit ist Kräuterzeit! Der grosse Bremgartenwald hat auch in dieser Hinsicht viel zu bieten. Obwohl meines Erachtens der Begriff „Wald“ etwas fehl am Platz ist. Der Bremgartenwald ist eher ein Forst, über weite Teile hinweg gleicht er einer Plantage. Nur wenige Bäume sind über hundertjährig. Alte weise muss man also suchen. Aber nichtsdestotrotz: Es wachsen Kräuter! Die Vielfalt ist gross genug, um sich eine eigene Kräuterapotheke anzulegen. Ich bedaure sehr, dass wir nicht viel mehr über die grünen Helfer und Heiler wissen. Wir sind jedoch in einem Umfeld aufgewachsen, in dem dieses Thema kaum eine Rolle gespielt hat. Aber es ist nie zu spät! Jedes Jahr lernen wir ein oder zwei neue Pflanzen kennen und erweitern unser „Sortiment“ auf diese Art und Weise laufend. Wobei uns der Geist und die Persönlichkeit dieser Gewächse weit mehr interessiert als die nachweisbaren Flavonoide, Saponine, Bitterstoffe, etc.
So ist doch eine schöne Auswahl an Kräutern, Gewürzen und anderen Gewächsen zusammengekommen:
Wald und Wiese Garten
Holunder Eberesche Oregano Mutterkraut
Schafgarbe Weidenrinde Rosmarin Herzgespan
Ruprechtskraut Rotklee Wachholder Ysop
Schachtelhalm Goldrute Thymian Hopfen
Berufskraut Lindenblüten div. Minzen Basilikum
Weissdorn Hagenbutte Zitronenmelisse Rosenblätter
Brennnessel Birkenblätter Lavendel Liebstöckel
Mädesüss Bohnenkraut Baldrian
Johanniskraut Salbei Frauenmantel
Kamille Wermut Karde
Beifuss Ringelblume Kapuzinerkresse
Diese Auflistung der Pflanzen soll lediglich die Vielfalt zum Ausdruck bringen. Im täglichen Gebrauch sind drei bis fünf normalerweise ausreichend, sofern man wirklich mit ihnen in Beziehung steht.
Der grösste Teil dieser Pflanzen werden getrocknet und als Tee genossen. Täglich ein 5dl Kännchen getrunken, und man ist gegen so manches „Virusteufelchen“ gewappnet. Die meisten alltäglichen „Wehwechen“ die uns durchs Jahr hindurch plagen, können so gelindert oder sogar zum Verschwinden gebracht werden.
Aus einigen stellen wir auch Salben, Öle, Tinkturen und Auszüge her.
Gesammelt werden die Pflänzchen (ausser einigen Beeren und Wurzeln) von der Zeit um die Sommersonnenwende Ende Juni, bis spätestens Ende Oktober. Dann sind sie für uns Tabu. Wollen wir die Geister doch nicht verärgern!
Natürlich bereichern schon im Frühling Scharbockskraut, Giersch, Knoblauchrauke, Bärlauch, Gundermann, Löwenzahn, Gänseblümchen, Buchenknospen, etc. unser Speiseplan. Aber davon ein andermal mehr!
Die Rituale, mit denen man das Sammeln gestalten kann, sind so vielfältig wie die Pflanzen selbst. Sie sind nicht nur schön durchzuführen, sondern auch wirksam und kraftvoll. Da wir jedoch im Alltag und auch beruflich, wie die meisten Menschen in unserem Land sehr eingespannt sind, fehlt uns oft die Zeit dazu. Auch die Planetarischen Konstellationen sind ja äusserst wichtig, können aber leider von uns nicht immer berücksichtigt werden. Ohne Kompromisse geht’s nicht, was sinnbildlich für gelebten Schamanismus in der heutigen Zeit ist. Wir sind Grenzgänger. Aber eines beachten wir grundsätzlich: Zur Ernte benutzen wir nie Werkzeuge aus Metall. (Ein geeignetes Werkzeug aus Horn ist in Arbeit)
Die Kräuter werden nach der Ernte zu kleinen Bündeln geschnürt und aufgehängt. Wir haben das Glück einen Schrebergarten mit Gartenhaus in Pacht zu haben. Dort gibt es genug Platz, um die Bündel an der Wärme und im Schatten trocknen zu lassen. Die Blüten legen wir auf Haushaltpapier, Backbleche, Teller, usw. In dieser Zeit ist dann halt jede Ablagefläche in unserer Wohnung belegt…
Das zubereiten eines Heiltees beinhaltet weit mehr als das Aufgießen eines Teebeutels aus dem Supermarkt mit heissem Wasser vom elektrischen Wasserkocher. Es kann durchaus als ritueller Akt betrachtet werden.
Indem wir uns Zeit nehmen und uns meditativ auf die Zutaten einstimmen, bringen wir unseren Respekt gegenüber dem Pflanzendeva und den anderen beteiligten Naturgeister zum Ausdruck. Durch Rasseln und Singen rufen wir sie ins Hier und Jetzt. Die Gefässe werden mit feinem Räucherwerk gereinigt, das Wasser in einer Klangschale harmonisiert. Wenn jetzt noch ein offenes Feuer (z.B. im Garten) zur Verfügung steht, haben wir die uralte Dreieingkeit zusammen: Feuer (männliche Kraft/Zeugung), Gefäss mit Wasser (weibliche Kraft, Mutterschoss) Heilkraut (Pflanzendeva, ätherische Kraft). Die Wirkung wird nicht ausbleiben!


